„Lebensretter sein“: Reanimations-Schulungen und Defibrillatoren für Fußballer

Der plötzliche Herztod spielt leider auch im Sport eine bedeutende Rolle. Selbst scheinbar gesunde Sportler können hiervon betroffen sein, wie das Beispiel von Christian Eriksen im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft 2021 belegt. Dank sofort eingeleiteter Reanimationsmaßnahmen konnte sein Leben gerettet werden. Auch die bewegenden Fälle anderer Fußballer zeigen die Notwendigkeit von Reanimationsschulungen und Ausstattungen durch AEDs (automatisierter externer Defibrillator).

Mit AEDs ausgestattete Fußballplätze sind derzeit aber noch die große Ausnahme. Schulungen in Laien-Reanimation müssen deshalb intensiviert und die Ausstattung mit AEDs verbessert werden. Der FVR möchte seinen Vereinen dank einer Kooperation mit der Deutschen Herzstiftung und der Björn Steiger Stiftungsowie mit Unterstützung der FVR-Stiftung „Fußball hilft!“nundie Möglichkeit schaffen, sich für einen AED mitsamt entsprechender Schulung bewerben zu können. Im ersten Projektjahr stehen insgesamt 50 solcher Modelle zur Verfügung, die flächendeckend im FVR verteilt werden sollen. Der Eigenanteil pro Verein beträgt 300 Euro, alle weiteren Kosten werden im Rahmen der Kooperation getragen – so auch eine Reanimationsschulung für Trainerinnen, Trainer oder sonstige Vereinsmitglieder. Die erste Vereinsschulung des Projekts fand am Montagabend beim SV Braubach statt; ein AED wird dort bald angebracht.

 

Über die Kreisvorstände können sich die Vereine des Fußballverbandes Rheinland bis zum 15. Dezember 2022 für ein AED bewerben. Das genaue Bewerbungs- sowie Auswahlverfahren obliegt den Fußballkreisen. Die ausgewählten Vereine wiederum schließen einen sogenannten Standortvertrag mit der Björn Steiger Stiftung, in dem die Vorgaben und Pflichten für die Vereine festgelegt sind – so muss unter anderem der Standort des AED öffentlich zugänglich sein. Zudem verpflichtet sich der Verein durch diesen Vertrag, zu Beginn und spätestens nach vier Jahren mindestens zehn Trainerinnen, Trainer oder sonstige Vereinsmitglieder in der Laienreanimation schulen zu lassen. Die Erstschulung wird von der Deutschen Herzstiftung durchgeführt, Kosten entstehen dem Verein hierbei nicht. Die Vertragsdauer beläuft sich auf vier Jahre und verlängert sich danach einmalig um weitere vier Jahre. Anschließend geht das Gerät in den Besitz des Vereins über.

 

„Der plötzliche Herztod in Deutschland kommt im Alltag leider nicht selten vor. Die Überlebenschance der Betroffenen ist abhängig von der Initiative der Personen im direkten Umfeld des Reanimationspflichtigen: Im Hinblick auf den Zeitraum bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes ist es möglich, dass ein Betroffener nur dank der durchgeführten Laien-Reanimation ohne relevante Folgeschäden überleben kann“, sagt Prof. Dr. Christoph Bickel, Leiter der FVR-Kommission Fußball und Gesundheit und bis zum Sommer Oberstarzt und Direktor der Klinik für Innere Medizin des Bundeswehrzentralkrankenhauses in Koblenz. „Deshalb ist es wichtig, keine Angst zu haben – entscheidend ist, dass etwas getan wird. Herzdruckmassage und – wenn mindestens zwei Personen vor Ort sind – die Nutzung eines Defibrillators lassen die Chancen des Betroffenen erheblich steigen.“ Carsten Nowag – als Botschafter dieses Projektes und betroffener Fußballspieler, der vor einem Jahr auf dem Fußballplatz mit Kammerflimmern zusammenbrach und dank erfolgreicher Laienreanimation gerettet wurde – unterstrich mit seiner Anwesenheit bei der Auftaktveranstaltung in Braubach die Notwendigkeit für einen raschen und engagierten Beginn der Laienreanimation.

 

„Die Initiative für dieses Projekt kam über Prof. Dr. Bickel zustande – und ich bin sehr dankbar dafür“, betont Walter Desch, Vorsitzender der FVR-Stiftung „Fußball hilft!“. „Er hat dieses wichtige Thema mit viel Engagement vorangetrieben. Und das Resultat ist, dass wir nun viele Vereine mit einem AED ausstatten und ihnen eine kostenfreie Reanimationsschulung anbieten können. Wie wichtig dies ist, zeigen viele traurige Beispiele auf dem Fußballplatz und im gesellschaftlichen Alltag. Wir sind froh und stolz, dieses Projekt zusammen mit unseren Partnern auf den Weg gebracht zu haben.“

 

„Das Thema Herzsicherheit ist in Sportvereinen in Deutschland noch zu wenig im Blickpunkt. Deshalb engagiert sich die Björn Steiger Stiftung gemeinsam mit Projektpartnern wie dem Fußballverband Rheinland oder der Deutschen Herzstiftung, um in Sportvereinen das Bewusstsein für das überlebenswichtige Thema Laien-Reanimation zu schärfen und Vereine gezielt bei der Beschaffung von Defibrillatoren zu unterstützen“, erklärt Pierre-Enric Steiger, Präsident der Björn Steiger Stiftung. „Von ebenso hoher Bedeutung ist auch die Ausbildung in Wiederbelebungsmaßnahmen. Durch die Schulungen werden Hemmschwellen bei der Einleitung von Reanimationsmaßnahmen und der Benutzung eines Defis abgebaut, der in Sportvereinen Pflicht sein sollte. Je mehr Menschen diese Geräte kennen und sich den Einsatz zutrauen, desto mehr Sportlerinnen und Sportler sowie Zuschauerinnen und Zuschauer können im Notfall gerettet werden.“

 

„In den vorgesehenen Kurzschulungen werden Fußballer in die Lage versetzt, jederzeit bei Herzkreislaufstillständen im Bereich ihrer Sportstätten Wiederbelebungsmaßnahmen einschließlich der Anwendung des AED einzuleiten und diese bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes fortzusetzen“, erläutert Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Die Initiatoren des Projekts „Lebensretter sein“ – Fußballer lernen Wiederbelebung“, das in Kooperation mit dem Deutschen Fußball-Bund entstanden ist, sind überzeugt, dass sich die Laien-Reanimation mit Hilfe flächendeckender Schulungen zu einer Notfallmaßnahme etablieren lässt, die dann von jedem Laienhelfer wie selbstverständlich beherrscht wird. „Nur so kommen wir unserem Ziel näher, dass innerhalb der nächsten drei Jahre bei mindestens bei 80 Prozent aller Menschen, die einen beobachteten Herzkreislaufstillstand erleiden, eine qualitativ hochwertige Laien-Reanimation durchgeführt wird“, betont Herzspezialist Voigtländer. „Wir setzen auf die Eigenverantwortung der Spieler und bieten Hilfe zur Selbsthilfe, die ihnen nicht nur im Verein, sondern auch in der Familie oder am Arbeitsplatz zugutekommt.“